IGS-Schüler mit Aktion zu UN-Menschenrechten Geballte Kritik an Bildungspolitik
NWZ, 10.12.2023 (Sven Hunger-Weiland)
Die UN-Charta wurde am Sonntag auf den Tag genau 75 Jahre alt. Schülerinnen und Schüler der IGS Kreyenbrück erinnerten im Oldenburger PFL daran.
De Meckerkring: Schülerinnen und Schüler der IGS Kreyenbrück proklamieren an veränderten Orten und in Bewegung im PFL die Verkündung der Menschenrechte vor 75 Jahren.
Oldenburg – Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, der aktuelle Nahost-Konflikt, aber auch die verheerenden Ergebnisse der Pisa-Studie oder die schleppenden Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel: Sie alle haben direkt oder indirekt Bezug zu einer UN-Charta, die am Sonntag auf den Tag genau 75 Jahre alt wurde. Die Menschenrechte wurden am 10. Dezember 1948 von Eleanor Roosevelt vor den Vereinten Nationen (UN) verkündet. Eine Reihe von Veranstaltungen und Konzerten in Oldenburg hat das Thema aufgegriffen, darunter auch eine Aktion, die von Schülern der IGS Kreyenbrück am Sonntag im Kulturzentrum PFL veranstaltet wurde.
Beteiligung gefordert
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bürgermeisterin Christine Wolff, die den erkrankten Schirmherrn, Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, vertrat. Neben einer Aufführung des plattdeutschen Schimpf-Chores „De Meckerkring“ gehörte vor allem eine Nachstellung der Verkündung der Menschenrechte durch Eleanor Roosevelt, in Szene gesetzt durch Schülerinnen und Schüler der IGS Kreyenbrück, sowie eine anschließenden öffentliche Diskussion mit Jugendlichen und Vertretern des Oldenburger Stadtrates zu den Höhepunkten der Veranstaltung. Dazu hatten sich neben Jonas Klappenbach und Hanna Cakolli als Vertreter der Schülerschaft auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Susanne Menge sowie ihre Landtagskollegin Lena Nzume als Gesprächspartner zur Verfügung gestellt.
Raum nahmen vor allem Fragen zum Thema Beteiligung von Jugendlichen in politischen Prozessen und bildungspolitische Fragen, aber auch Gleichberechtigung ein. Politische Partizipation von Jugendlichen sei in diesem Staat bisher noch nicht mitbedacht worden, räumte Susanne Menge ein: „Wir müssen Beteiligungsrechte für Jugendliche etablieren“, so Menge weiter. Als Beispiel nannte sie eine Form der Jugendvertretung beim Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Bundestages, in dem sie Mitglied ist.
Gleichberechtigung
Weitere Fragen betrafen die nach Meinung vieler Jugendlicher noch fehlende Gleichberechtigung, beispielsweise im Lohnsektor. Lena Nzume betonte die Notwendigkeit entsprechender gesetzlicher Grundlagen und forderte die Schüler auf, hier politisch aktiver zu werden: „Es wird sonst kein anderer für euch machen“, stellte sie fest.
Geballte Kritik hagelte es für die derzeitige Bildungspolitik. „Oft wird Unterricht viel zu langweilig gestaltet. Es ist einfach auch wichtig, wie ein Unterrichtsfach vermittelt wird“, beklagte Hanna Cakolli und bekam dafür viel Applaus.
Für Susanne Menge liegt die größte Hürde im föderalen Bildungssystem: „Jedes Bundesland kämpft für sich alleine, das Bildungssystem ist eine Katastrophe. Es wird das Doppelte an Haushaltsmitteln benötigt, um hier im Ansatz Abhilfe zu schaffen“, erläutert sie.
Hanna Cakolli brachte es auf den Punkt: „Wir sind oft entmutigt durch die Politik, weil einfach nichts passiert.“
Tolles Engagement
Im Fazit zeigten sich die Moderatoren Carola Schede und Alexander Hauer, Schauspieler und Begründer der Kulturinitiative „OpusEinhundert“ begeistert vom Engagement der Jugendlichen: „Wir haben unser Ziel erreicht. Lasst uns diese Veranstaltung als Anfang sehen für mehr Jugendbeteiligung in der Politik“, so Alexander Hauer.
Auch aus den Reihen der Zuhörer kamen eher positive Signale: „Ich habe mir die Veranstaltung viel langweiliger vorgestellt und bin positiv überrascht“, so Ole Wemke, Schüler an der IGS Kreyenbrück. Politisch mitzumachen – im Prinzip würde ihm das gefallen …